Das futuristische Bettenhaus

Der Neubau des Stadtspitals Triemli ist eröffnet. Ein Rundgang zeigt, wie im Bettenhaus innovative Ansätze, Hightech und Ökologie verbunden werden.

Text & Bild: Steven Varco

Im März öffnete das neue Bettenhaus des Stadtspitals Triemli für Besucher einen Tag lang seine Tore. Der Ansturm war enorm: Über 10'000 BesucherInnen fanden sich ein. Um Staus zu vermeiden, wurden mit Farbstreifen am Boden drei unterschiedliche Pfade markiert – blau für Infrastruktur, grün für kostenlos angebotene Gesundheitschecks, rot für Kinder und Familien.

Höhepunkt war das weltweit einmalige «MultiTower»-Bettensystem, auf welches das Triemli zu Recht stolz ist: Zwei spezielle Liftschächte fungieren als vertikale Bettenlanger, eines für saubere, das andere für benutzte Betten. Mittels Knopfdruck kann das Pflegepersonal rasch für jede Etage ein frisches Bett bestellen oder ein benutztes zur Reinigung abgeben. Entwickelt wurde dieser zweifache Bettenlift von Schweizer Ingenieuren exklusiv fürs Stadtspital.

In der Planung wurde das Energiekonzept, das auf die Vorgaben der 2000-Watt-Gesellschaft ausgerichtet ist, noch vor der Architektur erstellt. Das Gebäude erfüllt diese Standards als erstes in der Schweiz und ist nach dem strengen Minergie-P-Eco Standard gebaut. Eindrücklich ist auch der riesige Kamin vor dem Haus, dessen Hülle aus 34'200 Schieferplatten besteht. Darunter befindet sich ein Heizkraftwerk, das mit Stadtzürcher Holzschnitzeln befeuert wird. Daneben sorgen 100 Erdsonden in den Zimmern für Wärme im Winter und Kühlung im Sommer. Der Wärmebedarf wird zu 95 Prozent aus erneuerbaren Energiequellen gedeckt.

Die neuen Zimmer sind gross und selbst für allgemeinversicherte Patienten auf 2 Betten beschränkt. Für die privat versicherten Patienten reserviert sind die obersten zwei Etagen, die vom Spital «Top of Triemli» genannt werden, mit Einzelzimmern und atemberaubender Sicht auf die Stadt. Über modernste Multimedia-Terminals können die Patienten Essen bestellen, telefonieren, fernsehen oder im Internet surfen. Zudem kann das Pflegepersonal dort jederzeit Krankenakten und Röntgenbilder abrufen.

Günstig ist das futuristische Bettenhaus, das seit April in Betrieb ist, allerdings nicht: 290 Millionen Franken kostete der Neubau, was dazu führte, dass das Triemli letztes Jahr mehr als 10 Millionen Verlust machte und auch in Zukunft höhere Nutzungskosten erwartet.