Newsletter 032 Frühling (2020)

Support your local dealer



Veröffentlicht am: 15.04.2020

Die Corona-Krise trifft die Restaurants und Geschäfte im Quartier – und bietet den Wiedikern Gelegenheit, Neues zu entdecken

Pete Mijnssen (Text und Fotos)

Der sonst mit Leben gefüllte Idaplatz ist an diesen sonnigen Frühlingstagen fast ausgestorben. Vereinzelt sitzen Personen auf den Bänken und geniessen die Sonne, nur von der Altglas-Entsorgungsstelle scheppert es munter herüber. Die Szene-Treffpunkte Piazza und Calvados sind geschlossen, alle weiteren Restaurants in der Nähe auch. Das Michelangelo hat auf Pizza-Take-Away umgestellt. Im Lily’s am Lochergut hat der Lieferdienst eine lange Tradition, nun kann das Essen an den langen Holztischen auch gleich mitgenommen werden. Heimlieferservice ist das Gebot der Stunde.

Lieferservice per Lastenvelo
Den Lieferservice gleich mit einem Transportvelo macht Karin Meier vom zumgutenheinrich. Dieser Cateringservice hat sich auf Eintöpfe, frische Salate und Suppen spezialisiert. Dabei wird qualitativ hochstehendes, aber unverkaufbares unförmiges Obst und Gemüse zu schmackhaftem Essen verarbeitet – und zudem ein Beitrag gegen die Lebensmittelverschwendung geleistet.



Karin Meier vom GutenHeinrich liefert mit dem Lastenvelo.

Apropos Lebensmittel: Gerade jetzt, wo man das Gefühl hat, nur noch die Grossverteiler hätten offen, bietet sich die optimale Gelegenheit, den Quartierladen um die Ecke kennenzulernen. Bei Betulius und Töchter findet man fast alles, was das Herz begehrt; die Käse-Auslage ist quartierbekannt, die Auswahl der Geschenkartikel liebevoll. Wem zu einem feinen Essen noch der richtige Wein fehlt, wird im Weinladen am Idaplatz fündig. Janine Tanner und ihr Team bieten sorgfältig hergestellte Weine zu vernünftigen Preisen an, viele davon in Bio-Qualität. Für Hopfenaffine liegt Bier-Paul gleich um die Ecke. Genovas am Idaplatz bietet selbstgemachte Pasta. Immer eine Gourmetreise wert sind die selbstgemachten Momos vom tibetischen Restaurant Shangrila.


Syl Betulius vor ihrem Quartierladen.


Janine Tanner vom Weinladen am Idaplatz.

Der lokale Mac-Händler
Vom Home-Office-Boom kann zurzeit der Apple-Anbieter Tomac profitieren. Während die Grossen wegen Lagerproblemen im Rückstand sind, bietet der lokale Händler schnellen Service (was der Schreibende bestätigen kann). Gegen Voranmeldung werden Computer und Zubehör «über die Gasse» verkauft; alles BAG-regelkonform. Das gleiche gilt für Velowerkstätten, die praktisch alle im Moment auch Reparaturen ausführen – etwa der neu eröffnete Zweiradgeber an der Gutstrasse für Alltagsvelos und der auf Mountainbikes spezialisierte BikeHub beim Goldbrunnenplatz.


Manuel D’Agostini von Tomac.

Buch- und Hörgenuss
Auch die Versorgung mit Kultur ist sichergestellt. Duplikat, die Buchhandlung an der Zentralstrasse, nimmt Bestellungen auf und liefert sie aus. Desgleichen Pile of Books mit seiner grossen Auswahl an englischsprachigen Büchern. Und nicht zuletzt soll auch der Hörgenuss in diesen Wochen nicht zu kurz kommen. Der Audio-Laden Cuel hat offen – auf Voranmeldung kommt das Team audiophilen Wünschen entgegen. Reparaturen sind ebenfalls möglich, dauern aber im Moment etwas länger.


Beat Schmid und Stefan Jenny von Cuel.

Allen Dienstleistern gemeinsam ist, dass ihnen trotz Fantasie und Durchaltwillen der Schnauf ausgehen könnte, falls der Lockdown noch länger anhalten sollte. Darum: Support your local dealer – kauft lokal!

 

Gerne bewerben wir auch weitere Wiediker Dienstleister über unsere social-media-Kanäle. Bitte schicken Sie uns ein E-Mail unter info@qn3.ch mit einer kurzen Beschreibung Ihres Geschäfts.



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Messerstecherei im Aemtlerareal



Veröffentlicht am: 16.04.2020

Am Ostersonntag ist es vor dem Friedhof Sihlfeld zu einer Messerstecherei zwischen mehreren Personen gekommen. Dabei erlitt ein Mann lebensgefährliche Verletzungen.

Autor: Pete Mijnssen (Text und Bild)


Die Idylle trügt, an Ostern gab es auf dem Aemtler-Areal eine Messerstecherei

Gemäss ersten Erkenntnissen kam es gegen 20.30 Uhr in der Aemtleranlage zu einer tätlichen Auseinandersetzung zwischen mehreren Personen. In deren Verlauf, die sich auf die Aemtlerstrasse verlagerte, fügte die Täterschaft dem 32-Jährigen am Oberkörper schwere Stichverletzungen zu. In der Folge flüchteten mehrere Personen in Richtung Uetliberg. Der schwerverletzte Mann konnte die Polizei selber alarmieren. Er musste mit der Sanität ins Spital gebracht und notoperiert werden.

Drei mutmasslich Tatbeteiligte, jugendliche Männer im Alter von 14 und 15 Jahren, wurden in Polizeihaft genommen. Im Anschluss an die Befragung wurden die drei durch die Jugendanwaltschaft entlassen.

Die Hintergründe und der Tathergang sind unklar und werden abgeklärt. Bereits im Februar wurde ein Mann vor dem Eingang zur Aemtlerwiese/Saumstrasse niedergeschlagen. Ob ein Zusammenhang zwischen den beiden Tätergruppen besteht, konnte die Polizei gegenüber Quartiernetz3 aufgrund der laufenden Untersuchungen weder bestätigen noch dementieren. Seit geraumer Zeit steht das Aemtler-Areal unter polizeilicher Beobachtung.

Die Kantonspolizei sucht Zeugen unter Tel. 044 247 22 11.



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Hotel Atlantis schliesst



Veröffentlicht am: 16.04.2020

Die Corona-Krise platzt in laufende Verkaufsverhandlungen hinein.

Hannes Weber (Text und Foto)


Das Hotel Atlantis wird Ende April geschlossen.

Das Hotel Atlantis muss den Betrieb per Ende April schliessen. Davon betroffen sind 140 Personen. Für langjährige Mitarbeitende soll ein Sonderfonds zur Verfügung stehen. Die Corona-Krise habe zu diesem Entscheid geführt, teilte der Verwaltungsrat am Dienstag mit. Noch immer führt die Eigentümerin, die «Neue Hotel Atlantis AG», Gespräche mit Investoren, die das Luxushotel in ein paar Monaten übernehmen und allenfalls umbauen möchten. Ziel des Verwaltungsrates sei es, das Hotel auf lange Sicht an einen würdigen, kompetenten Nachfolger zu verkaufen.

Das katarische Märchen dauerte nur knapp acht Jahre. Scheich Khalifa bin Hamad al-Thani hatte das Atlantis 2012 gekauft und baute es in den folgenden drei Jahren für rund 240 Millionen Franken um. Seit letztem Jahr will er das Luxushotel nun loswerden. Ein chinesischer Milliardär bot dafür 75 Millionen Franken, einem Nestlé-Erben war es 100 Millionen Franken wert. Beide Angebote wurden abgelehnt, da sie unter den Preisvorstellungen der Eigentümer lagen: sie verlangen 160 Millionen.

Ende Januar meldete der «Tages-Anzeiger», dass auch ein indischer Immobilienhändler Interesse am Hotel hat. Der 47-jährige Kabir Mulchandani besitzt das Luxus-Resort «Five Palm Jumeirah», erbaut auf einer künstlich angelegten Palmeninsel in Dubai. Der Gebäudekomplex mit 477 Zimmern und 221 Residenzen wurde 2016 für über eine Milliarde Franken erstellt. In Europa ist Mulchandani aber weitgehend ein Unbekannter, gründete aber im Januar die Firma «5 Atlantis AG». Die mit dem Verkauf des Hotels betraute Maklerfirma CBRE hielt sich zu den Verkaufsgerücht jedoch bedeckt. Bekannt ist hingegen, dass Mulchandani für über vier Monate wegen Verdachts auf Betrug im Gefängnis war, 2010 in Dubai aber von allen Vorwürfen freigesprochen wurde.

Fragen stellen sich auch ganz generell zur Rentabilität des Atlantis. Gemäss «Bilanz» war das Hotel mit seinen 95 Zimmern, dem Spa und den zwei Restaurants seit der Wiedereröffnung im Jahr 2015 nur zur Hälfte ausgebucht. Der Hotelmanager wechselte in dieser Zeit drei Mal. Für Furore sorgte lediglich das Sternen-Restaurant Ecco. Offenbar konnte das Edeletablissement am Fusse des Uetlibergs nur begrenzt vom boomenden Städtetourismus profitieren, auch weil es in Zürich bereits mehrere erfolgreich geführte Luxushotels gibt. Die Corona-Krise, die besonders den Tourismus hart trifft, hat die Lage noch verschlimmert und zur vorzeitigen Schliessung geführt.



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Den Nachbarn helfen



Veröffentlicht am: 15.04.2020

In der Krise bilden sich lokale Gruppen, die sich im Quartier für ihre Mitmenschen einsetzen.

Catiana Langenegger (Text und Foto)


Plakat für die Nachbarschaftshilfe in der Migros.

Nachbar*innenschaftshilfek3 hat sich neu aus der aktuellen Covis-19 Krise gegründet und unterstützt in Wiedikon Menschen aus Risikogruppen. Die Gruppe erledigt etwa Einkäufe und Apothekengänge, hilft dabei, einen Fahrer zu finden oder zum Arzt zu gehen, den Hund Gassi zu führen oder einfach nur zuzuhören in einem Telefongespräch. Und sie vermittelt Hilfesuchende an freiwillige Helfer.

Katarina Germo erläutert, wie die Gruppe sich über die sozialen Netzwerke zusammengefunden hat und im Kreis3 nun schon eine Telegram-Gruppe mit 453 Mitgliedern unterhält. Vergleichsweise wenig Anfragen haben sie in den letzten Wochen erhalten: nur deren 50. Die meisten betrafen Botengänge und Erledigungen. Woher wissen aber die Personen, dass sie den Botinnen und Boten vertrauen können? Schliesslich kennen sie die wenigsten persönlich, und man hat auch schon von Missbrauch gehört. Dazu sagt Germo, dass empfohlen wird, das Geld erst nach erfolgtem Einkauf auszuhändigen. Möglich ist auch Bezahlung per E-Banking oder Twint.

Mittlerweile erledigen die Freiwilligen regelmässig die Aufgaben derselben Person. So entsteht ein Vertrauensverhältnis; Merkblätter für die Helfer bereiten diese für ihre Aufgabe vor. Zudem müssen sie eine Einverständniserklärung ausfüllen, dass sie persönliche Daten nicht weitergeben.

Nachbar*innenschaftshilfek3: 079 961 66 78 oder wir.helfen.k3@gmail.com



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Glosse: Die Blüten verwelken, die Ruhe bleibt



Veröffentlicht am: 16.04.2020

Der Lockdown geht in die vierte Woche – aber was hat das mit Kirschbäumen und dem Winterschlaf der Zürcher zu tun?

Stefan Claudio (Text und Foto)


Leerer Idaplatz


Wer kennt sie nicht, die Szenen, die sich alljährlich zu Frühlingsbeginn rund um den Idaplatz abspielen? Die Leute kommen von nah und fern, stehen auf den Strassen und schiessen mit ihren Mobiltelefons Fotos von den zauberhaft blühenden Kirschblüten, verschicken sie mittels Instagram rund um den Globus. Spätestens dann, wenn die Blüten verwelken, erwachen die Herzen der Zürcher und Zürcherinnen aus dem Winterschlaf.

Nicht so dieses Jahr. Wie als Vorbote der zurzeit «besonderen Lage» trieben die Blüten gut zwei Wochen zu früh. Über die Strassen hat sich ein unsichtbarer Schleier relativer Stille gelegt. Wo früher verliebte Paare und solche, die es noch werden wollen, eng beieinander sassen, wird heute Social Distancing gepflegt. In den einschlägigen Lokalen wird nicht mehr gespiesen und getrunken, sondern allenfalls noch fast verschämt Take-Away abgeholt.

War der allabendliche Lärm auf dem Idaplatz für die Anwohner früher ein Ärgernis, so wird dieser zurzeit nur noch durch die Polizei verursacht: Sporadisch fordert sie kleinere Ansammlungen von Leuten mittels Lautsprecherdurchsage auf, den Anweisungen des Bundesrates Folge zu leisten.

Je länger die Krise andauert, desto mehr wird klar, dass sich der menschliche Geist und Körper nur bedingt über längere Zeit in die eigenen vier Wände sperren und auf Distanz halten lässt. So ist von aussen manchmal schwer auszumachen, wer effektiv die Distanzregeln innerhalb der sanktionierten Schicksalsgemeinschaften in Form von Familie, Beziehung oder WGs pflegt. Oder wer eben grad aus einem Impuls heraus die effektive Länge von zwei Metern unterschätzt.

In diesem Sinne bleiben Sie gesund (und noch ein paar Tage zuhause).



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Eure Erfahrungen in der «Corona-täne»



Veröffentlicht am: 16.04.2020

Wir haben unsere Leserinnen und Leser gebeten, uns von ihren Erfahrungen zu erzählen. Wie erlebt ihr gerade euren Alltag und die Stimmung im Quartier? Wie beschäftigt ihr euch, was sind die Orte, die ihr neu schätzen gelernt habt – und worauf freut ihr euch am meisten, wenn das hoffentlich vorbei ist? Einige haben sich bereits gemeldet, nachzulesen auf Facebook und Instagram.

 

Und nicht zuletzt noch eine Reportage über den zurzeit stillen Idaplatz im «Echo der Zeit» vom 25.3.:

https://www.srf.ch/sendungen/echo-der-zeit/bund-greift-betroffenen-unter-die-arme



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