Newsletter 024 Sommer (2017)

Partyvolk statt Asylbewerber



Veröffentlicht am: 28.05.2017

Nach drei Jahrzehnten muss die Beratungsstelle für Asylsuchende weg aus Wiedikon

Text&Bild: Pete Mijnssen

Im März wurden der Beratungsstelle für Asylsuchende die Räumlichkeiten an der Bertastrasse 8 gekündigt. Dort hatte sie jeweils am Mittwochnachmittag kostenlos AsylbewerberInnen und vorläufig Aufgenommene rechtlich beraten. Begründung: Die Mieter hätten sich über «übermässigen Verkehr» im Haus beschwert. Die von den Hilfswerken Caritas Zürich und Heks getragene Fachstelle hatte ihre Dienstleistung seit 1986 angeboten.

Bei der Verwaltung, der Treuhandfirma Altrega, wird die Kündigung bestätigt. Zu den Gründen gibt es vom Geschäftsinhaber Alexander Bodmer aber aus Diskretionsgründen nur ein dürres «No Comment». Der Heks-Mediensprecher Dieter Wüthrich kann sich vorstellen, dass die Kündigung «aufgrund des grossen Ansturms» auf die Fachstelle und deren Erfolg ausgesprochen wurde. Die Zürcher Beratungsstelle für Asylsuchende hat im Jahr 2015 2295 Flüchtlinge aus 74 Ländern beraten und 154 neue Mandate übernommen.

Die Verantwortlichen der Beratungsstelle drehen die Geschichte somit ins Positive. Auch die Regionalleiterin Kathrin Stutz freut sich trotz Wehmut über die neuen und grösseren Räume an der Flurstrasse in Altstetten. Dennoch bleibt die Frage, wieso es für eine Fachstelle für Menschen in Not im Boomquartier zwischen Idaplatz und Lochergut neben all den Hipster-Lokalen und Bars keinen Platz mehr hat. Und ob es einfacher war, sich gegen «den übermässigen Personenverkehr» durch Asylbewerber zu wehren, als gegen die Partymeile rund um den Idaplatz und seit neustem auch am Brupbacherplatz.

 

Website der Beratungsstelle für Asylsuchende Zürich

Asyl-Gebäude

Die Fachstelle musste ausziehen, weil sich die Nachbarn beschwert hatten.



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Glacé-Boom am Brupbacherplatz



Veröffentlicht am: 28.05.2017

Das Quartier hat einen neuen Treffpunkt – das gefällt nicht allen

Text&Bild: Ivo Mijnssen

Sie sind nicht zu übersehen, die Glacé-Schlecker am neusten Boom-Platz in Wiedikon: Wo um die Jahrtausendwende noch Lastwagen über die Stadtautobahn donnerten, bildet sich Abend für Abend eine Schlange vor der neuen Gelateria di Berna. Die Wartenden wollen eine Kugel Erdbeer-Balsamico, Himbeer-Ingwer oder Fleur de Sel Caramel, und sie werden nicht enttäuscht: Das Eis schmeckt hervorragend, und die Bänke laden dazu ein, es gleich zu verspeisen.

Fast über Nacht hat sich der bisher eher unbelebte Platz zum stadtbekannten Treffpunkt entwickelt – ähnlich dem Idaplatz vor einem Jahrzehnt. Die Konflikte, welche die Aufwertung dort ausgelöst hat, sind bekannt, und auch am Brupbacherplatz sind nicht alle glücklich. Anwohner beschweren sich, dass die Glacé-Esser den Platz nun ständig in Beschlag nehmen. Die Zeiten, in denen sie in Ruhe ein Feierabendbier trinken oder gar spontan einen Grillabend mit Nachbarn organisieren konnten, sind vorbei. Dazu kommt die Furcht vor weiter steigenden Mieten, nicht zuletzt deshalb, weil der ganze Strassenabschnitt in Richtung Lochergut sich seit der Eröffnung des Restaurants Lily’s rapide wandelt.

Die Quartierkoordination der Stadt hat allerdings noch keine Beschwerden erhalten – vielleicht auch deshalb, da viele Anwohner sich noch an die alte Weststrasse erinnern und der gegenwärtige Zustand eine klare Verbesserung darstellt. Gegen grosse Auseinandersetzungen spricht auch die Struktur der Betriebe: Im Gegensatz zu den Bars am Idaplatz schliessen sowohl die Gelateria als auch die Restaurants relativ früh, was weniger Lärm mit sich bringt. Die einzige Bar, das Raygrodski, existiert schon seit Jahren, ohne dass es grössere Probleme mit den Anwohnern gibt.

Zudem scheinen sogar die Unzufriedenen den Volksauflauf auf dem Brupbacherplatz mit Humor zu nehmen. In zürcherischer Manier behelfen sie sich mit einem leicht überheblichen Scherz (bevor sie sich mutmasslich selbst anstellen für ein Glacé): «Wieso gibt es vor der Gelateria di Berna so lange Schlangen? – Bei den Bernern geht es halt etwas langsamer.»

 

Gelateria die Berna

Gelateria-Gebäude

Sommer in Wiedikon heisst auch anstehen für ein feines Glacé.



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Der beste Zopf



Veröffentlicht am: 28.05.2017

Hinter einer unscheinbaren Holztür verbirgt sich eine wunderbare Bäckerei

Bild&Text: Jessica Mijnssen

Auf den ersten Blick ist nicht ganz klar, ob die Wagner Bäckerei offen ist oder nicht. Auf ihrer Webseite schreibt sie deshalb auch, die Bäckerei wirke tagsüber «eher verschlafen». Auf der Fassade finden sich keine Öffnungszeiten, und Uneingeweihte trauen sich vielleicht nicht, die Türklinke zu probieren. Doch wer nachts daran vorbeiläuft, kann das Treiben riechen – und es riecht ausgezeichnet. Etwas läuft in dieser Bäckerei.

Tatsächlich entstehen an der Zweierstrasse 174 schon seit 1977 feine Backwaren. Gekauft werden sie im Laden eher selten, denn die Hauptkunden der Wagners sind Restaurants und Firmen, deren Kantinen sie beliefern. Dennoch gibt es einige Stammkunden. Diese könnten allerdings das zweite Hindernis für Neugierige darstellen: Ihre Gemütlichkeit wirkt auf den ersten Blick eher einschüchternd. Vor und im Lokal trinken sie Weisswein, verbringen ihre Freizeit und rollen Würfelspiele.

Die eigentliche Rolle der Stammkunden erschliesst sich erst beim zweiten Hinsehen: Sie signalisieren mit ihrer Anwesenheit, dass der Laden tatsächlich offen ist und helfen, eine freundliche Atmosphäre zu schaffen. Warum sind diese Hinweise so wichtig? Weil man in der Wagner Bäckerei, wenn die Öffnungszeiten einmal entdeckt und die netten Stammkunden begrüsst sind, den besten Zopf Wiedikons erhält.

Bäckerei Wagner

 

Bäckerei-Gebäude

Seit 40 Jahren riecht es vor der Bäckerei Wagner fein.



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Der Kreis 3 wird jünger und reicher



Veröffentlicht am: 28.05.2017

Die Statistik weist einen Geburtenüberschuss und mehr Personen mit hohem sozialem Status aus

Text: Hannes Weber&Arniko Dross, Bild: Jessica Mijnssen

Wo viele Menschen leben, entsteht auch viel neues Leben. Das gilt vor allem für Alt-Wiedikon und das Sihlfeld, wo 2016 mehr Baby geboren wurden als Menschen starben: Gemäss dem Statistischen Amt der Stadt Zürich gab es in Alt-Wiedikon 250 Geburten mehr als Todesfälle, respektive 320 im Sihlfeld. Der Friesenberg, der auch zum Kreis 3 gehört, kann mit diesem Trend nicht mithalten: Wer in dieses Familienquartier zieht, hat offenbar bereits Kinder. Dort leben auch überdurchschnittlich viele ältere Menschen.

Auch beim sozialen Status der Menschen im Quartier ist die Entwicklung positiv. Laut einer städtischen Datenerhebung aus den Bevölkerungsbefragungen von 2001 bis 2015 gehörte das Sihlfeld noch 2001 zu den Zürcher Quartieren mit dem kleinsten Anteil an Personen mit hohem sozialen Status. Innerhalb von anderthalb Jahrzehnten entwickelte er sich aber sehr stark nach oben – von knapp 30 auf über 40 Prozent. Eine ähnliche Entwicklung zeigt sich auch in den Quartieren Friesenberg und Albisrieden.

Der Kreis 3 folgt somit der Entwicklung in der ganzen Stadt, die immer reicher wird. Die steigenden Geburtenzahlen im Quartier und ganz Zürich stehen allerdings im Gegensatz zu der Entwicklung im Rest des Kantons.

Kinder auf Spielplatz

Wiedikon erlebt wie ganz Zürich einen Babyboom.



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Unterschriftensammlung für das Baujuwel auf der Baldern



Veröffentlicht am: 28.05.2017

Seit fast zwei Jahrzehnten ist die Gaststätte auf der Baldern hinter dem Uetliberg geschlossen. Dies bedeutet auch, dass das Berghaus, welches seit 2012 im Inventar der schutzwürdigen Bauten von überkommunaler Bedeutung ist, langsam verfällt: Die Fassade bröckelt, die Farbe blättert ab, und der Garten verwildert. Dies ist schade, liegt das auch im Inneren sehr spezielle Gebäude doch an einer beliebten Wander- und Spazierroute. Der Verein «Pro Uetliberg» hat deshalb eine Petition lanciert, die den Besitzer und die kantonale Baudirektion dazu aufruft, sich für die Wiedereröffnung einzusetzen. Gezwungen werden kann dazu natürlich niemand, und die hohen Sanierungskosten sind bestimmt ein Hinderungsgrund. Dennoch lohnt sich der Einsatz für das Juwel am Uetliberg. Den Link zu den Unterschriftenbögen finden Sie untenstehend – die Sammlung läuft noch bis Ende August.

http://www.pro-uetliberg.ch/resources/Baldern/Petitionsbogen.pdf



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«La vache – Unterwegs mit Jacqueline» - ein Roadmovie im Schritt-Tempo



Veröffentlicht am: 28.05.2017

Wenn einer eine Reise tut, dann kann er viel erleben. Tut er diese Reise noch dazu mit einer Kuh, sind dem Erleben keine Grenzen mehr gesetzt. Was sich wie das Grimm’sche Märchen «Hans im Glück» anhört, ist die Geschichte des algerischen Bauern Fatah und seiner Kuh Jacqueline. Mit jener wandert er im diesjährigen Openairfilm auf dem Idaplatz «La vache – unterwegs mit Jacqueline» durch ganz Frankreich. Sein Ziel: Die Landwirtschaftsmesse in Paris. Dorthin ist Fatah geladen, um seine Jacqueline ins Rennen um den prachtvollsten Vierbeiner zu schicken. Dem algerischstämmigen Regisseur Mohamed Hamidi ist ein herrlich entschleunigtes Roadmovie gelungen.

Datum: 1. Juli, Ausweichdatum bei schlechtem Wetter 8. Juli
Programm: Ab 18 Uhr orientalische Speisen wie Humus und Fladenbrot, Fleisch vom Grill, Kuchen und Getränke auf dem Idaplatz
Beginn des Films: 21.30 Uhr
Eintritt: Fr. 10.-
Openair-Kino Idaplatz www.idaplatz.org



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05.28 Kulturmarkt-Fest



Veröffentlicht am: 28.05.2017

Am 17. Juni findet das 05.28-Kulturmarkt-Fest zum dritten Mal statt. Es beginnt auch dieses Jahr wieder früh, nämlich mit dem Sonnenaufgang um 05.28 Uhr. Mit Gesang wird die Sonne willkommen geheissen. Nach Qi Gong zum Mitmachen, einem Harfen-Gesangskonzert in der Kirche und szenischen Darbietungen lockt das Frühstücksbuffet. Das weitere Programm beinhaltet Theater, Tanz und Musik: Unter anderem mit dabei sind Boni Koller & Elena Mpintsis, Das kleinste Theater der Welt, Bal Moderne, Coolkidz, Schräge Vögel, One2Three, Oriental Dance, Voices, Anna Kane, The Nozez und Frauen, Männer, Kinder und Jugendliche aus dem Quartier. Dazu kommen Essen, Trinken, Spiel- und Bastelgelegenheiten und ein Flohmarkt von und für Kinder. Spielsachen, Comics, Games und andere brauchbare, aber nicht mehr gebrauchte Sachen wechseln hier die Hand. Eine Anmeldung ist nicht nötig.

 

Detailliertes Fest-Programm: www.kulturmarkt.ch



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