Newsletter Herbst 2012

Politische Störmanöver am Idaplatz



Veröffentlicht am: 05.10.2012

Wirte, Anwohner und Behörden arbeiten zusammen an einer Entspannung der Lage am Idaplatz. Ein Vorstoss der SVP hat jetzt die Diskussion wieder angeheizt. 

Die Akteure rund um den Idaplatz unternahmen diesen Sommer viel, um die lärmgeplagten Anwohner und Anwohnerinnen zu entlasten: Eine bessere Kommunikation untereinander, eine stärkere Sip- und Polizeipräsenz und vor allem eine gemeinsame Plakataktion, an der auch der Quartierverein beteiligt war. In Plakaten und Flyern rufen die Wirte der drei Betriebe ihre Gäste zu mehr Rücksicht auf schlafende Anwohner auf. An einer der regelmässig stattfindenden, von der Stadt organisierten Aussprache wurde die Initiative von allen Seiten gelobt. Die Wirte stellen eine sensibilisierende Wirkung auf die Gäste fest. Die in der IG Idaplatz organisierten Anwohnenden stellen jedoch (noch) keine Verbesserung der Lärmsituation fest. Einige ihrer Vertreter fordern die Stadt in aller Deutlichkeit dazu auf, die Nachtruhe am Idaplatz mit noch mehr Polizei, Bussen und Verzeigungen endlich durchzusetzen. 

SVP schürt den Konflikt
Die Forderung nach einer härteren Gangart sekundieren zwei SVP-Gemeinderäte, die im August eine schriftliche Anfrage mit 14 Fragen zum Idaplatz an den Stadtrat richteten. Offensichtlich in Unkenntnis über die laufenden Bemühungen prangert die Anfrage die Gleichgültigkeit der Wirte und den Unwillen der Stadt an, für Ordnung zu sorgen: «Weshalb zeigt die Stadt im Fall Idaplatz kein Interesse, ihre eigene Polizeiverordnung durchzusetzen, obwohl allseits bekannt ist, dass sich die Bars am Idaplatz und ihre Gäste nicht um diese Nachtruhe-Vorschriften kümmern und ihnen in keiner Weise Folge leisten?» Einer der Autoren, SVP-Gemeinderat Roland Scheck, sitzt auch im Vorstand des Quartiervereins Wiedikon. Vom Quartierverein ist zu hören, die Anfrage sei wegen des wachsenden politischen Drucks aus der Bevölkerung auf die Gemeinderäte entstanden. Am Treffen anerkannten jedoch auch die aufgebrachten Anwohner die Anstrengungen der Wirte und sprachen sich für weitere Gespräche aus. Für das nächste Jahr ist vorgesehen, die Plakat- und Flyeraktion bereits im März zu starten, begleitet von verstärkten Kontrollen seitens der Sip Zürich. Mitte Sommer wird eine nächste Bilanz gezogen.

Text & Foto: Ivo Mijnssen


Die Herbstzeit beruhigt hoffentlich auch die erhitzten Gemüter am Idaplatz

Für Nachfragen zum Idaplatz steht Sabine Schenk von der Quartierkoordination 3, 4, 5 jederzeit zur Verfügung: sabine.schenk@zuerich.ch, 044 447 17 56.



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Liebe an der Weststrasse ist weiterhin käuflich



Veröffentlicht am: 05.10.2012

Die Weststrasse ist vom Durchgangsverkehr befreit. Mit dem Verschwinden der Autos kehrte Ruhe ein. Eine andere Art von Verkehr ist aber nach wie vor präsent. 

Die Weststrasse wurde «aufgewertet», die Bevölkerung hat sich entsprechend verändert (QN3 berichtete http://qn3.ch/eroeffnungsfest-mit-intermezzo.html). Darüber freut sich offenbar auch das Sex-Gewerbe. Zahlreiche Etablissements haben sich entlang der Weststrasse angesiedelt. Dabei ist das Geschäft mit der käuflichen Liebe laut Bau- und Zonenordnung (BZO) der Stadt Zürich im Quartier gar nicht vorgesehen. Artikel 24c Absatz 3 der BZO besagt, dass sexgewerbliche Salons und vergleichbare Einrichtungen nicht zulässig sind, wenn ein Wohnanteil von mindestens 50 Prozent vorgeschrieben ist. An der Weststrasse beträgt dieser zwischen 60 und 80 Prozent. 

Umbau ohne Bewilligung
Trotzdem wird die sexgewerbliche Nutzung von Liegenschaften toleriert. So wurde diesen Sommer ein nachträgliches Gesuch für die Umwandlung eines Ladenlokals in einen Massagesalon an der Weststrasse 150 eingereicht. Nachträglich deshalb, weil die Umnutzung und der Umbau bereits vorgängig und ohne Bewilligung vorgenommen wurden. Gesuchsteller ist Ingo Heidbrink, selbst ernannter Sex-König und Betreiber mehrerer einschlägiger Clubs. Das Amt für Baubewilligungen der Stadt Zürich hat nun über das Gesuch zu befinden. Auf Nachfrage von QN3 heisst es, die Prüfung laufe. Mit einem Entscheid sei nicht vor November oder Dezember zu rechnen. 

Zonenordnung gegen Gewohnheitsrecht
Soll die geltende Zonenordnung zur Anwendung kommen, müsste das Gesuch abgelehnt werden. Kreisarchitektin Denise Felder weist aber auf einen speziellen Punkt im Zürcher Baurecht hin, die Bestandesgarantie. Die gängige Praxis besagt: Besteht ein illegal erstellter Parkplatz oder auch, wie im vorliegenden Fall, eine nicht nutzungskonforme Liegenschaft bereits 30 Jahre, so muss sie die Stadt tolerieren. Dies geschieht jeweils unter der Voraussetzung, dass keine Einsprachen oder Beschwerden dagegen vorliegen. Ob die Klausel auf die Weststrasse 150 zutrifft, werden die nächsten Monate zeigen. Es ist aber gut möglich, dass das horizontale Gewerbe auch in Zukunft seinen Teil zum Bild der Weststrasse beiträgt.

Text & Foto: Fabian Baumann


Das horizontale Gewerbe wird wohl auch in Zukunft hier zuhause sein



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Wieso einfach, wenn es auch kompliziert geht



Veröffentlicht am: 05.10.2012

Alles spricht von der Velostadt Zürich. Dabei wird es im Kreis 3 für Velofahrende eher komplizierter. Abhilfe soll der Masterplan Velo schaffen, der Ende Oktober vorgestellt wird.

Wer die Bertastrasse mit dem Velo auf der Höhe Ämtlerstrasse passiert, hat sich wohl schon über die neue Verkehrsregelung gewundert. Waren die beiden Phasen an der Kreuzung bis anhin relativ kurz, dauern sie nun oft länger. Grund dafür, in der seit Schulbeginn neu programmierten Anlage, ist eine separate Fussgängerphase, welche die Rotphasen für den Fahrzeugverkehr erhöht. Korrekt bezeichnet, handelt es sich dabei um ein sogenanntes «Rundumgrün», wie René Husi von der Dienstabteilung Verkehr,  zuständig für die Schulwegsicherung an Verkehrsregelungsanlagen, gegenüber QN3 erklärt. «Auslöser der neuen Steuerung waren Konflikte von Schulkindern auf dem Fussgängerstreifen mit gleichzeitig abbiegenden Fahrzeugen». Neu können so Schulkinder bei grün die Ämtler- und Bertastrasse getrennt vom Fahrzeugverkehr passieren. Für das Auslösen der separaten Fussgängerphase müssen sie an der Ampel einen Auslöseknopf drücke. In der Folge erhöht sich die Wartezeit für den Fahrzeugverkehr, also auch für die Velos. Dafür erlaubt es auch anderen Fussgängern die beiden Strassen sicher zu queren, um so zum Beispiel einen Busanschluss zu erreichen. Mit der neuen Steuerung, die erstmalig in der Stadt Zürich zur Anwendung gelangt, wolle man Fussgänger und im speziellen Schulkinder, also die schwächsten Verkehrsteilnehmer schützen, sagt Husi.

Kafka lässt grüssen
An der Kreuzung Badener-Seebahnstrasse in Richtung Kalkbreite werden die Fussgänger nicht speziell geschützt, und trotzdem läuft man auf dem Velo vollends auf. Die hiesige Lichtsignalsteuerung ist ein kafkaeskes Konstrukt. Wer sich gewöhnt ist, bei Fussgängergrün parallel zufahren zu können, muss hier warten, bis die Phase dort wieder auf rot steht. Erst dann dürfen Velos mit den beiden Autospuren mitfahren, notabene ohne Vorgrün auf den kleinen vorgezogenen Stoppsäcken (QN3 berichtete). Wernher Brucks, Chef der Verkehrsunfallauswertung, kann sich vorstellen, dass mit dem Masterplan Velo, der Ende Oktober vorgestellt wird, auch solche Anlagen velofreundlicher gestaltet werden. Bis zur Umsetzung dauert es noch. Bis dahin bleibt Einfaches kompliziert. 

Text & Foto: Pete Mijnssen


Für die Velofahrenden ist die neue Ampelsteuerung an der Kreuzung Berta- Aemtlerstrasse komplizierter geworden.



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Umbaugesuch kontra Gebrauchsleihe



Veröffentlicht am: 05.10.2012

Die Neue Hotel Atlantis AG um den neuen katarischen Investor will mit dem Luxushotel-Umbau vorwärts machen. Die Studenten müssten dann Ende Jahr zügeln.

Der Buchser Unternehmer Werner Hofmann mietet das Hotel Atlantis von der Neuen Hotel Atlantis AG. Diese wurde vor Kurzem an einen Investor aus Katar verkauft. Da es sich beim neuen Käufer auch um eine ausländische Firma handelt, gilt der Gerichtsentscheid, nach dem zwar ein Hotel betrieben werden kann, aber keine Wohnungen vermietet werden dürfen.Die neue Atlantis AG plant ihrerseits, in unmittelbarer Zukunft ein Baugesuch für die Renovation einzureichen. Es handelt sich dabei um eine Sanierung der Infrastruktur und Verbesserungen der Energieeffizienz. Die Bauherrschaft hofft auf eine rasche Bewilligung und eine Wiedereröffnung des Luxushotels im Jahr 2014. Sie will mit den Vorbereitungsarbeiten bereits Anfang 2013 beginnen.

Deal mit «Scheich» von Katar
Werner Hofmann muss den Studenten nun per Ende Jahr kündigen. Ganz gibt er die Hoffnung auf eine Verlängerung aber nicht auf. Er will mit einer «Entkommerzialisierungsstrategie» eine Ausnahmegenehmigung zu erhalten. Damit könnten die Studenten im Atlantis bleiben, bis der vorgesehene Ersatzbau in der Binz in Angriff genommen wird (qn3 berichtete). Er hat ein entsprechendes Gesuch für eine «Gebrauchsleihe» beim Bezirksrat eingereicht: Der Betrieb würde damit nicht mehr als kommerziell gelten, weil von den Bewohnern einzig die Nebenkosten gedeckt werden müssten. Statt wie bisher 400 Franken im Monat würde das Zimmer dann nur noch 200 bis 300 Franken kosten. Diesen Deal hat Hofmann laut eigenen Angaben mit dem «Scheich» aus Katar getroffen. Er bringt ihm den Vorteil, selber nur noch für die Nebenkosten aufkommen zu müssen. Momentan ist das Atlantis für ihn defizitär, da er der Neuen Hotel Atlantis AG hohe Mietkosten bezahlt.

Hofmann glaubt, mit dem Gesuch beim Kanton gute Chancen zu haben. Das kantonale Amt für Wirtschaft und Arbeit bestätigt, dass man eine rechtskonforme Lösung begrüssen würde, die eine Übergangslösung für die Studenten sichert. Noch nicht geklärt ist jedoch, ob die «Gebrauchsleihe» den Vorgaben der «Lex Koller» entspricht. 

Text & Foto: Hannes Weber


Beim Hotel Atlantis wird wieder einmal alles anders. Dieses Mal ohne Nebengeräusche?



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Sommerruhe auf der Aemtlerwiese



Veröffentlicht am: 05.10.2012

2012 war ein ruhiges Jahr auf der Aemtlerwiese mit nur vereinzelten Vorfällen. Die lärmgeplagten Wiesen lagen anderswo.

Ruhig, sogar sehr ruhig verlief der Sommer auf der Aemtlerwiese. Das freut nicht nur die lärmgeplagten Anwohnenden, sondern auch die Behörden. Nach den früheren Beschwerden über Drogenhandel, lärmende Jugendliche, Abfall und sogar Prostitution auf der Wiese sind 2012 praktisch keine Vorfälle zu verzeichnen. Darin waren sich auch die Teilnehmenden des runden Tisches Aemtlerwiese einig – Vertreter und Vertreterinnen der Stadt, des Schulhauses, der aufsuchenden Jugendarbeit und des Schülergartens. Sie sehen die wichtigsten Gründe für die Beruhigung in der neuen Beleuchtung und der verstärkten Polizeipräsenz, die im Quartier allerdings nicht unumstritten sind (QN3 berichtete).

Wiediker Parks stadtbekannt
Jugendarbeiter beobachten, dass die Jugendlichen die Aemtlerwiese wegen der regelmässigen Polizeipatrouillen kaum mehr frequentieren. Zusammen mit anderen Gruppen weichen sie vermehrt auf Fritschiwiese und Brahmshof aus. Gaby Köhler von der Quartierkoordination Kreis 3,4 und 5 bestätigt: «Vor allem von der Fritschiwiese erhielten wir dieses Jahr sehr viele Beschwerden». Problematisch sei jedoch weniger die Kriminalität als die sehr intensive Nutzung verschiedener Gruppen, speziell in den Abendstunden. Die Parks von Wiedikon sind heute weit über die Quartiergrenzen bekannt und beliebt, was für die Anwohnenden eine höhere Lärmbelastung bedeutet. Die Stadt beobachtet die Entwicklung. Die Bevölkerung wird bei der geplanten Erneuerung des Spielbereichs konsultiert, eine Plattform analog zum runden Tisch Aemtlerwiese ist jedoch nicht geplant.

Text & Foto: Ivo Mijnssen


Die Situation auf der Aemtlerwiese hat sich diesen Sommer deutlich entspannt.



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